Das Silberfischchen ist jedem Hausbewohner schon einmal über den Weg gelaufen und daher allgemein bekannt. Seit einigen Jahren werden in den sozialen Netzwerken immer häufiger Fotos gepostet und Fragen gestellt, warum die gefundenen “Silberfischchen“ so groß sind. Hierbei handelt es sich häufig um Papierfischchen, die sowohl größer sind als auch sehr lange Schwanzfäden (Cerci) haben.
Das Papierfischchen ist 2007 das erste Mal in Deutschland aufgetaucht und lange Zeit in Vergessenheit geraten. Erst 2017 wurde in den Medien vielfach über den neuen Schädling in Deutschland berichtet. Infolgedessen stiegen die Popularität und die Meldungen der Sichtungen massiv an.
Bei den Papierfischchen handelt es sich um bis zu 15 mm große, längliche Insekten. Die Oberseite ist grau mit einer groben Beschuppung und einem gelblichen Borstenkranz. Die Schwanzfäden sind meist länger als der Körper.
Die Weiblichen Papierfischen erlangen die Geschlechtsreife mit ca. 3 Jahren und legen dann ca. 50 Eier pro Jahr in Ritzen und Spalten ab. Die Lebenserwartung beträgt bis zu 8 Jahre. Die geschlüpften Jungtiere ähneln bereits den erwachsenen Tieren, sind jedoch zunächst deutlich kleiner. Das Wachstum erfolgt über mehrere Häutungen, bei den auch verloren gegangene Gliedmaßen wieder gebildet werden.
Da das Papierfischchen äußerlich seinem nahen Verwandten dem Silberfischchen sehr ähnelt, kommt es häufig zu Verwechselungen, besonders dann, wenn die Schwanzfäden der Papierfischchen abgebrochen sind.
Das Nahrungsspektrum der Papierfischchen ist sehr breit. Es werden unterschiedliche trockene, pflanzliche und tierische Produkte aufgenommen. Daher ist der Name Papierfischchen nicht ganz passend gewählt. Neben Papier werden z.B. auch organischer Leim, pflanzliche Nahrungsmittel, Leinen, Baumwolle, trockene Fleischreste, tote Insekten, Haut- und Haarschuppen und sogar Verpackungschips aus Maisstärke aufgenommen. Die aufgenommene Zellulose aus Pflanzen wird durch körpereigene Enzyme verdaut.
Papierfischen können mehrere Wochen ohne Nahrung auskommen.
Wasser wird während der Verdauung aus der Metabolisierung der Nahrung aufgenommen oder aus der Luftfeuchtigkeit extrahiert, weshalb die Tiere nicht trinken müssen. Auf der Suche nach Nahrung können weite Strecken zurückgelegt werden. Nach erfolgreicher Suche verbleiben sie in der Nähe.
Papierfischchen kommen in ganz Mitteleuropa innerhalb von Gebäuden vor, da sie hier optimale Lebensbedingungen finden. Das klimatische Optimum befindet sich zwischen 20 bis 25 °C bei einer relativen Luftfeuchte von 50 bis 55 %. Im Gegensatz dazu benötigen Silberfischchen eine Luftfeuchte von ca. 70 %, weshalb sie meist in Badezimmern oder in Keller gefunden werden. Unter 11 °C wird die Aktivität eingestellt, wobei sie jedoch kurzfristig Temperaturen bis unter dem Gefrierpunkt überleben.
Schäden durch Papierfischchen
Durch ihren Schabefraß können Schäden an Büchern, Fotografien, Drucken, Tapeten etc. entstehen. Daher ist das Papierfischchen besonders in Museen, Archiven und Bibliotheken sehr gefürchtet. Das Auftreten der Schädlinge bleibt meistens lange Zeit unbemerkt, wodurch massive Schäden an den Kulturgütern entstehen können.
In Wohnungen sind die materiellen Schäden meist nur geringfügig, weshalb die psychische Belastung durch das ständige Auftreten der Tiere meist einen größeren Stellenwert hat. Gleiches gilt für Hotels, Büros und anderweitig genutzte Gebäude.
Woher kommen Papierfischchen?
Evolutionär betrachtet, stammt das Papierfischchen aus den Tropen und wurde das erste Mal in Afrika beschrieben. Durch den internationalen Warenverkehr erfolgte eine weltweite Verbreitung.
Auch heute noch gelangen die genügsamen Tiere durch den Handel in unsere Behausungen. Wellpappe und Verpackungschips aus Maisstärke bieten den Tieren neben ausreichend Nahrung auch eine gute Rückzugsmöglichkeit und stellen somit ein ideales Biotop dar. Aufgrund der gestiegenen Beliebtheit, Waren zu bestellen, ist somit eine Einschleppung gegeben.
Auch mit Waren des täglichen Lebens wie Toilettenpapier, Küchenrolle etc. ist eine Einschleppung möglich. In Mehrfamilienhäusern wurde sogar ein Zulauf der Tiere aus angrenzenden Wohnungen beobachtet.
In mehreren Neubauten kam es bereits kurz nach Einzug der Bewohner zu einem massiven Auftreten von erwachsenen und jungen Papierfischchen. Die Ursache konnte nicht genau zurückverfolgt werden, jedoch zeigte dies das wahrscheinlich schon während der Bauphase der Befall erfolgt ist.
Papierfischchen bekämpfen
Wie bei allen Schädlingen sind konkrete Anleitungen zur wirksamen Bekämpfung nicht möglich. Der Einsatz von Ködergelen, Klebefallen und Silikatstäuben kann bei sachgemäßer Ausbringung zu sehr guten Ergebnissen führen, jedoch gibt es auch hier Grenzen, die weitere Maßnahmen erforderlich machen. Insbesondere bei einem Befall in einem Museum, einem Archiv oder einer Bibliothek sind weitreichende Maßnahmen zu ergreifen, um langfristige Lösungen zu schaffen. Auch bei komplexen Gebäudestrukturen und in Mehrfamilienhäusern sind bei nicht sachgemäßen Bekämpfungen nur kurzfristige Lösungen zu erwarten.
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